So geht´s...

So kommt es aus der Kamera. Die Qualität bzgl. Bildaufbau, Kontrast und Schärfe ist schon ganz gut zu erkennen. Hin und wieder habe ich beim abfotografieren an dieser Stelle schon einen Marker gesetzt, wenn das Bild für mich Potential hatte. Ich glaube während der 7.500 Aufnahmen erlangte ich einen gewissen "Negativ"-Blick :-)

Hier ist es einmal invertiert. Aus Negativ wird Positiv. Allerdings hat es auch einen tüchtigen Farbstich. Faszinierend ist, dass dieser bei Innenaufnahmen deutlich geringer ausfällt. Liegt am dominierenden blau des Himmels. Führt also immer wieder dazu, dass man an manchen Aufanhmen mehr tun muss. Manchmal denke ich, ich hätte damals selbst in Farbe entwickeln sollen. Spannende Sache...

Das fertige Bild. Ausgefiltert, etwas entrauscht, Kontrast und Sättigung angepasst, zugeschnitten und gedreht und der Weißabgleich ist eingeregelt. Da bei einem Film Farbbalance und Weißabgleich immer gleich bleiben, kommt es vor, dass die Einstellungen (ohne Ausschnitt und Drehung natürlich), bei Bildern mit gleichen Lichtverhältnissen (z.B. vom selben Tag) einfach übertragen werden können. Dann ist auf einen Schlag bis auf Feinheiten bei den einzelnen Bildern ein kompletter Film "wieder da". Das sind bislang die schönsten Momente bei dieser Arbeit...

"Warum hast Du das nicht einfach mit einem Negativscanner gemacht? Das geht doch einfacher!" - das bin ich in letzter Zeit oft gefragt worden. Hier die Antwort...

Bereits 2012 -etwas 2 Jahre, nachdem ich mit der digitalen Fotografie angefangen hatte- hatte ich das Projekt "Digitalisierung meiner Negative" schon einmal in den Fokus genommen, und mir einen Negativscanner angeschafft. Mir war es einfach um meine vielen analogen Fotos zu schaden und die Vorteile des neuen Mediums bezüglich Archivierung und Übersicht waren einfach so überdeutlich, das wollte ich bei meinen Analogen auch haben...

Der Scanner (Reflecta Proscan) leistete passable Arbeit und ich konnte ihn der Tage auch noch verkaufen, ABER das Problem war der Workflow. Tatsächlich hatte ich mich beim Kauf des Scanners schlicht geirrt, bzw. mir wurde auch durch die Beschreibung des Scanners ein falscher Eindruck vermittelt, den ich auch nur zu 40% dem Hersteller anlasste. 60% gehen auf meine Kappe. Mehr nachdenken hätte vielleicht geholfen... anyway...

Was lief falsch?
Beim Scanner befasst man sich beim scannen schon mit jedem einzelnen Bild. Ja logisch, soll man ja auch. Was hat er denn jetzt?
Mitgeliefert wurde ein Einschub für einen Negativstreifen von vier Aufnahmen und hier entstand für mich der Eindruck, dass man mal eben den Scanner einrichtet, um dann einen kompletten Film durchzuschieben, und genau das funktioniert nur bedingt, denn: Man muss sich BEIM SCANNEN mit JEDEM Bild EINZELN befassen, sonst leidet die Qualität. Ein fertiges digitalisiertes Bild steht also am Ende eines JEDEN Scans und so wollte ich nicht arbeiten. Das dauert bei der Masse an Bildern einfach zu lange bzw. es dauert zu lange bis man eine Übersicht über seinen Bestand erlangt. Siehe auch unten...

Ja wie denn nu?
Ich wollte erst einmal die Masse (7500 Aufnahmen) bewältigen, eine Übersicht erhalten und mich danach um die einzelnen Bilder kümmern. Am besten noch in RAW. Pech! Teurer Scanner, lag dann in der Ecke und das Projekt lag auf Eis. By the way: Von Hasselblad gibt es einen Scanner, der meinen Anforderungen beim Workflow genügt hätte. Flexlight X5... liegt preislich bei um die 26.000,00 EUR bzw. Tagesmiete 170,00 EUR. Vielleicht etwas übertrieben...

Und dann kam der Zufall ins Spiel und COVID19 noch dazu.
Im Netz las ich immer mal wieder über Digitalisierung. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mir gerade meine Z7 neu gekauft, tja und dann beschrieb dort jemand in Teilen die Methode, welche mich dann meinem Ziel deutlich näher brachte, denn fertig bin ich nur bedingt. Workflow... wir erinnern uns. Bis jetzt habe ich folgendes erreicht:

  • Alle analgen Fotos liegen mir jetzt digital vor, und zwar mindestens in der Qualittät des zweiten Bildes oben in der Darstellung
  • Alle Negativstreifen sind einmal komplett durchsortiert, organisiert und geschützt verwahrt.
  • Sollte ich beim ersten abfotografieren geschlampt haben, kann ich -was ich schon getan habe- jederzeit nachscannen
  • Mit ein paar wenigen Klicks kann ich jetzt ein analoges Bild, welches mir abfotografiert vorliegt so bearbeiten, dass ich es als fast gleichwertig wie eine digitale Aufnahme verwenden kann
  • Na das hat doch was! :-)

Thema Zeit und Dauer
Ich reite da eventuell etwas drauf herum, aber ich will euch unbedingt das mit dem Workflow klarmachen, weil das bei mir die entscheidende Fehleinschätzung war, und euch das die Hersteller von Scannern SO nicht vermitteln. "Scannen Sie alle ihre tollen analogen Fotos!" Ja sicher, keine Frage, das leistet ein Negativscanner ABER

  • Meine Aktion hat insgesamt bei 7500 Aufnahmen etwas über einen Monat gedauert mit dem oben erwähnten "Ergebnis"
  • Ich hatte den Aufbau in der gesamten Zeit staubgeschützt neben meinem Schreibtisch zu stehen
  • Wenn ich losgelegt habe, brauchte es immer so 20 Minuten alles einzurichten. Programm aufrufen, Negativfilm raussuchen, scharf stellen, Probeschüsse... Cool ist, dass C1 im Urspung mal als Tethered-Shooting Software gestartet ist. Das bedeutet: Film einspannen, und dann einfach: Testschuss, Belichtung hoch, Testschuss, Belichtung runter, Testschuss... alles über die Tastatur. Äußerst angenehme Arbeitsweise...
  • Danach brauchte es allerdings nur 10 Minuten für einen 36er Film!
  • Beim Scanner brauchte ich 20 Minuten für EIN Foto!!!


Noch einmal ausdrücklich: Der Reflecta Proscan leistet im Endergebnis PRO FOTO das gleiche, ist aber für eine Menge an Filmen beinahe ungeeignet, zumindest nach meinem Empfinden... 

Und wie geht das jetzt?
Mit einer digitalen Vollformatkamera (Nikon D700) habe ich unter Zuhilfenahme einer Makro-Optik (ein Nikkor 50mm und zwei Makroringe) einen Abbildungsmaßstab von 1:1 erzeugt. Dadurch gelang es mir zusammen mit einem Leuchttisch die Negative formatfüllend scharf darzustellen und abzufotografieren, mittels Bildbaerbeitungssoftware (C1) zu invertieren und später durch ausfiltern als digitale Aufnahme vorliegen zu haben. That´s it. Nun wisst ihr bescheid ;-). Im Ernst: Alles weitere ist Technik, das Netz ist voll davon, es führen hier unendlich viele Varianten zum Ziel und ich bin weit davon entfernt, zu behaupten, dass meine Methode diejenige welche ist, aber sie funktioniert, ich habe meine mir selbst gesetzte Vorgabe erfüllt und bin äußerst zufrieden mit den Ergebnissen. Auf der ersten Titelseite ist eine Aufnahme, die meinen Aufbau zeigt, und mehr ist es wirklich nicht. Außer probieren, lernen, sorgfältig und fokusiert arbeiten, leider auch Rückschäge erleiden, aber auch Spannung, Freude und Stolz...
Bei Fragen: Jederzeit!